Amerikareise 2001 - Kapitel 1: Vorgeschichte

 

Sieben Monate Amerika - Wunschtraum oder Albtraum? Diese Frage habe ich mir inzwischen schon einige Male angehört. Und beantworten kann ich sie eigentlich auch nur mit "sowohl als auch, aber hoffentlich mehr sowohl".

Auf der Panamericana von Alaska nach Feuerland, das ist so eine klassische Traumroute (nicht wahr, Heike B.?). Zwar halte ich mich nicht stur an die Strecke und begnüge mich auch erst mal mit der oberen Hälfte (wann bauen sie endlich eine Straße durch das Darién?). Dennoch erwarte ich mir von der Tour natürlich einige unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke, mit denen ich irgendwann am Seniorenstammtisch angeben kann.

Ein Schlüsselerlebnis war die regelmäßige Rückfahrt von der Bundeswehr aus Mosbach. Jedes mal, wenn ich am Neckarmünzplatz, dem Busparkplatz für alle Heidelberg-Touristen, vorbeikam und gesehen habe, wie sich die Rentner mühsam am Stock über die Straße gerettet haben. Da war mir klar, dass ich "leben" möchte, solange die Knochen es noch mitmachen. Also habe ich mir gesagt, mein zukünftiger Job muss es mir erlauben, mal ein halbes Jahr nicht da zu sein. So habe ich die Prioritäten gesetzt, nicht immer für alle verständlich oder nachvollziehbar...

Das Zigeunerleben habe ich wohl schon in den Genen gehabt. Aber spätestens als der kleine Uwe jeden Tag der Sommerferien mit seinen Eltern und dem roten VW-Bus vom Nordkap bis Gibraltar unterwegs war, ist die Krankheit ausgebrochen. Seit dem sind Urlaube unter 3 Wochen nur als lange Wochenenden anzusehen. So war nach den "Vortouren" (1987 6 Wochen mit Markus + Rüdiger, 1990 7 Wochen mit meinem Bruder Michael) endlich eine größere Tour durch den amerikanischen Kontinent angesagt.

Da ich seit 1996 (9 Wochen Australien mit Torsten) sozusagen auf Entzug bin, war es eigentlich schon länger Zeit, die Koffer zu packen. Bliebe noch die Frage "wer kommt mit?". Manfred, der schon 8 Wochen Südamerika mit mir ausgehalten hat, war zunächst begeistert. Die Begeisterung legte sich etwas, als er sich dafür entschied, durch seine Prüfung zu fallen (oder war es vielleicht gar keine Absicht?). Ein Jahr später hat Manfred die Prüfung zwar auch nicht bestanden, aber dafür einen Job gefunden, den er nicht aufgeben möchte. Also war und bin ich weiter auf der Suche - wer also meinen zweiten Platz buchen möchte ...

"Bist Du verrückt - Du wirst doch mindestens 3 mal ausgeraubt und 2 mal umgebracht, bis Du zurückkommst!" - so oder so ähnlich artikulieren meine Gesprächspartner die Angst vor den Gangs in LA oder den Drogenbossen in Mittelamerika. Aber deshalb nicht hinfahren? Klar werde ich vorsichtig sein. Aber ansonsten gilt: no risk, no fun!