............... Amerikareise 2001 - Kapitel 6: Native Americans (ehemals Indianer)

Mit der Grenze von Montana kam auch das Ende des Dauerregens näher. Was zuerst nur bedeutete, dass ich die Wetterfront überholen konnte. Dafür hatte jetzt irgendjemand die Windmaschine angeschaltet. Solange mein Segel-Camper vor dem Wind fuhr (für alle Nicht-Segler: der Wind kommt dann von achtern), war das ja ganz schön. Aber mit Seitenwind muss ich für die Autos hinter mir wie 2 Promille ausgesehen haben, so war das Fahren sehr nervig. Da kam eine Pause sehr gelegen.

 

Den Namen hat man doch schon mal gehört? Ja klar, hier hat Sitting Bull die vereinten Indianerstämme in den Kampf gegen General Custer geführt und gewonnen. Inzwischen ist nur noch ein eingezäuntes Stück Land zu bewundern, und natürlich ein Monument für die gefallenen Soldaten (links oben in der Ecke).

Dass da wohl auch Indianer gestorben sind, erfährt man in einem Nebensatz. Immerhin ist ein Monument für deren Tote schon in Planung. Einstweilen behilft man sich mit Führungen für Touristen (wir sind immerhin in einem Reservat der Crow) und ein paar nachgebauten Tipis.

Um was es eigentlich ging bei der Sache mit den Indianern und warum sie gekämpft haben, wird mit keinem Wort erwähnt. Nur die Rekonstruktion der Schlachten und die Strategien beider Seiten interessieren einen guten Amerikaner. Die Schönheiten der Natur am Wegesrand fallen wohl den wenigsten Touristen auf, die fahren nämlich im Auto von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, wir sind schließlich in Amerika. Ich erlaube mir den Luxus, ein Stück zu Fuß zu gehen. Klapperschlangen gibt es angeblich auch, aber als ich da war, hat nix geklappert.

Kurz bevor mich die Wetterfront eingeholt hat (die ersten Tropfen fallen schon) setze ich die Segel und steuere weiter nach Osten. Dort schließt sich noch ein Reservat an, diesmal das der Cheyenne.

Der erste Eindruck ist trostlos. Soweit das Auge reicht, herrliche Landschaft und ärmliche Siedlungen, keine Spur von Industrie, Gewerbe oder sonst irgend etwas, womit man Geld verdienen kann.

Was man allerdings überall sieht, sind gesammelte, vor sich hin rostende Autowracks rund um die klapprigen Behausungen. Das hat irgendwie nicht mehr viel mit dem Bild des naturverbundenen, die Umwelt achtenden Indianers zu tun, das ich so aus Büchern oder Filmen kenne.

Später, in Chamberlain (South Dakota) findet sich in einer katholischen Mission das Akta Lákota Museum. Das ist erstmal gratis und außerdem noch extrem gut. Es bietet sowohl eine sehr vollständige Darstellung der Geschichte (nicht nur die 3 Sätze, die Amis so üblicherweise bieten können) als auch der Kleidung und damaliger und heutiger Kunst usw. Erst als sie um 18 Uhr Feierabend machen, kann ich mich von der Ausstellung trennen. Gerade die zeitlichen Daten und die Zitate der Lákota-Führer würde ich gerne mitnehmen, leider ist fotografieren nicht erwünscht. Was ich auf jeden Fall mitnehme, ist ein Gefühl von Trauer, dass die von den damaligen Weißen angerichteten Schäden wohl nie mehr gut zu machen sind und es bis heute niemand wirklich ehrlich versucht.

"Sie haben uns so viele Versprechungen gemacht, dass ich mich nicht mehr an alle erinnern kann. Sie haben nie eine gehalten außer einer einzigen: sie haben gesagt, sie würden uns unser Land wegnehmen, und sie haben es genommen."
Mahpiua-luta (Rote Wolke), Lákota, 1891
Fotografiert von Charles M. Bell in Washington, D.C. 1880. Entnommen aus dem Buch Bury my heart at Wounded Knee von Dee Brown (wärmstens zu empfehlen!)

Aus dem Radio erklingt derweil "the voice of the Lákota Nation", ein Radiosender, der über lokale Kulturereignisse berichtet und die passende Musik dazu spielt. Trommeln und Singsang, genau so wie man es sich vorstellt. Das halte ich trotz Mitgefühl nicht länger als 10 Minuten durch ...