Amerikareise 2001 - Kapitel 8: Vier Präsidenten und ein verrücktes Pferd

Kehren wir kurz zum Pflichtprogramm für "richtige" US-Amerikaner zurück. So wie jeder gute Moslem einmal in seinem Leben in Mekka gewesen sein muss, pilgert ein gläubiger Ami zu einer Felswand in den Black Hills von South Dakota.

Richtig beobachtet, es regnet immer noch. Das gibt sich aber glücklicherweise im Laufe des Abends. Und nach diesem Schild wird - na? Richtig, abkassiert. Als stolzer Inhaber des Nationalpark-Passes, der mir überall freien Eintritt gewährt, fahre ich näher ran. Ätsch - es kostet gar keinen Eintritt, nur 8 $ für den Parkplatz (Gebühren sind in meinem Paß selbstredend nicht enthalten). Da soll man sich nicht abgezockt fühlen.

So durchschreite ich also höchst ehrerbietig den Eingang, vor 15 Jahren mit Steuergeldern und kleineren Spenden in Millionenhöhe (z.B. von meiner Citibank, jetzt weiß ich, was sie mit meinem Geld machen!) neu gebaut. Darf ich vorstellen?

Von links nach rechts: George Washington, Thomas Jefferson, Theodor Roosevelt und Abraham Lincoln. Auf Bildern habe ich die Jungs ja schon öfter gesehen, da kommen sie einem größer vor, in der Realität sind sie zwar immer noch ganz nett, aber eben weiter oben in den Felsen. Ein kleiner Rundgang bringt mich direkt an die Geröllhalde des herausgesprengten Gesteins und zum Modell des Künstlers. Der hätte auch Lincoln und Co. einen Kragen mit mehr Details gegönnt, das wurde aber gestrichen, als der Künstler nach dem zweiten Kopf starb und sein Sohn das ganze wohl nicht ganz so enthusiastisch zu Ende gebracht hat.

Was wäre ein solches Monument ohne einen patriotisch-pathetischen Film im monströsen Freilichttheater mit Blick auf die Präsidenten. Und weil Flag day ist, wird die Flagge zuerst ausgebreitet und dann feierlich wieder zusammengefaltet, und zwar mit genau 12 Knicks. Der Kommentar dazu war in etwa "der dritte Knick soll uns daran erinnern, stets unserem Vaterland treu zu sein, der vierte Knick ... usw." 

Die Unschärfe des Bildes bitte ich als Anfängerfehler zu entschuldigen. Inzwischen verstehen wir uns besser, die Kamera und ich. Als wir feierlich die Nationalhymne anstimmen, ist mir schon reichlich kalt. Und das, obwohl ich die dicke Winterjacke anhabe. Wie mag es den Amis um mich rum in Shorts und Sandalen gehen? Dann endlich der Höhepunkt, die Köpfe werden angestrahlt. Jetzt aber nix wie in den Schlafsack. Am nächsten Morgen ist es zwar immer noch kühl aber - oh Wunder - die Sonne scheint! Da sehen die Herren doch gleich viel besser aus, oder?

Auch dem Rasenmäher nebenan scheint die Sonne gut zu tun.

Eigentlich sollte die Geschichte aber mit einem Pferd weitergehen. Genauer gesagt mit einem Indianer namens Crazy Horse. Und das geht so. Am 3. Juni 1948 begann ein in Boston geborener Pole namens Korczak Ziolkowski mit einem Startkapital von 174 $ damit, ein Gegenmonument zu gestalten, natürlich viel größer als das am Mount Rushmore. Da er staatliche Gelder immer abgelehnt hat und nur Spenden sammelt, verschiebt sich die endgültige Fertigstellung geringfügig. So hat er lange vor seinem Tod 1982 detailliert festgelegt, wie es mit seinem Monument weitergehen soll.

Inzwischen gibt es, wie oben zu sehen, schon ein Gesicht und einen auf die Felsen gemalten Pferdekopf. Und natürlich ein Museum mit gift shop, irgendwie muss das Geld ja zusammenkommen, wenn in 200 Jahren oder so eine Universität und ein Flugplatz fertig sein sollen...