Amerikareise 2001 - Kapitel 13: Tiger in Detroit

Spätestens seit Thomas Magnum weiß wohl jeder etwas mit den Detroit Tigers anzufangen. Aber live gesehen habe ich sie auch noch nie, obwohl ich anno 1992 mit meinem Brüderchen schon mal in Detroit war. Also lautete mein erstes Ziel Comerica Park (zufällig benannt nach der gleichnamigen Bank), wo die Tigers seit letztem Jahr spielen. Heute steht das letzte Spiel einer Serie gegen die New York Yankees an.

Sie haben sich Mühe gegeben, den Eingang amerikanisch-monumental zu gestalten. Leider haben sie dabei vergessen, ein Dach einzuplanen. Der Wetterbericht im Radio hat am Morgen von "scattered showers" gesprochen, was ich bisher als vereinzelte Schauer übersetzt hätte. Hmmm. Da muss ich wohl einen großen Schauer erwischt haben, um mich herum hat es nämlich den ganzen Tag pausenlos geregnet. Ach ja, und obwohl es manchmal Sturzbäche geschüttet hat, sehen es Amis nicht ein, dafür Strom zu verschwenden und vielleich das Licht am Auto einzuschalten.

Dementsprechend holen sich sämtliche Besucher (ich inklusive) vergeblich nasse Füße (aber bei 22° wenigstens keine Erkältung). Immerhin ist jetzt reichlich Zeit, um das Stadion zu umrunden und von allen Seiten zu betrachten. Außerdem werden die Karten gegen Tickets für das Spiel am nächsten Tag gegen Minnesota eingetauscht. Dann bleibe ich eben ungeplanterweise noch einen Tag in Detroit.

Zwecks Übernachtung war ein Provincial Park im Norden vorgesehen. Also mit dem Auto-Strom auf den Highway 1 nach Norden geschwommen. Nach ein paar hundert yards und 10 Ampelstops (in der Autostadt Detroit wurde wohl die rote Welle erfunden) entscheide ich mich, doch lieber den „Umweg“ über die I 75 zu nehmen. Also rechts rum, gleich wieder rechts, dann links und dann ... ist die Auffahrt wegen Bauarbeiten geschlossen. Und ich irgendwo mitten im Dschungel von Detroit, wo die Häuser immer verrotteter aussehen und es immer dunkler wird. Da macht man sich doch plötzlich so seine Gedanken, der Reiseführer sagt immerhin was von hoher Kriminalitätsrate. Bevor es richtig kritisch wird, habe ich aber eine andere Auffahrt gefunden und bin unterwegs, vorbei an der 11 Mile Road, wo Manfreds Arbeitgeber (er meint, ich soll schreiben: "die weltbekannte Firma SportRack") sein Hauptquartier hat. Über Nacht hat es noch so geschüttet, dass sich mein gasbetriebener Kühlschrank geweigert hat, einen Zündfunken zu produzieren. Am Morgen ist es dann aber sonnig und schwülwarm. 

 

Das nütze ich doch gleich mal aus, um Meadow Brook Hall zu besichtigen. Hier hat Matilda, die Witwe von Autopionier John Dodge, ein "Landhaus" im Tudor-Style hingestellt. 1929 haben die 110 Zimmer nur 4 Millionen Dollar gekostet, inklusive Holztäfelung, Möbel, Geschirr, geheime Treppenhäuser und was man sich eben sonst noch in ein "amerikanisches Schloß" einbaut. 1957 hat die inzwischen wieder verheiratete Frau Wilson das Anwesen und 2 Millionen Dollar gestiftet, um eine Universität zu gründen. Und die führen jetzt Touristen (Fotos innen sind verboten), veranstalten Hochzeiten und Empfänge usw., um damit Geld zu machen.

Dann stelle ich mich gleich wieder in den Stau Richtung downtown. So ohne Regen macht das Baseballstadion gleich einen freundlicheren Eindruck, die Skyline hintendran sieht schon nicht schlecht aus.

In die andere Richtung geschaut befindet sich hinter dem Baseballrad noch die Baustelle für das Football-Stadion, das bis nächstes Jahr fertig sein soll.

Jetzt wird es aber Zeit fürs Spiel. Als Little Caesars für eine Pizza 32 DM möchte, habe ich plötzlich Hunger auf ein Hot Dog, dann geht's los. Gleich der erste pitch landet als homerun hinterm Zaun. Dann laufen die Tigers einem 0:4 Rückstand hinterher, bis sie im letzten inning gegen den derzeitigen Tabellenführer doch noch mit 5:4 gewinnen.

Das muss natürlich ordentlich gefeiert werden, und so findet mitten auf dem heiligen Rasen ein gigantisches Feuerwerk statt, nachdem im Outfield die beleuchteten Wasserfontänen abgestellt sind. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen, genial.