Amerikareise 2001 - Kapitel 25: Noch zwei Nationalparks

Der kurze Abstecher nach British Columbia führt mich in den Yoho National Park. Da hört der Regen tatsächlich auf und ab und zu sind ein paar Lücken in den Wolken zu sehen. Wenn man im Gebirge unterwegs ist, erwartet man ja einige Kurven. Warum auf der Karte steht, die Straße sei für Wohnwagen nicht geeignet, zeigt sich allerdings hier. Die Serpentinen sind so eng, dass ich mit meiner Kiste schon zurücksetzen muss, weil ich nicht auf einen Schlag um die Kurve komme. Der Reisebus auf diesem Bild fährt bergaufwärts. Das Stück zwischen den zwei Serpentinen legt er im Rückwärtsgang zurück. Eher nicht für Fahrschulzwecke geeignet. 

Ziel dieser ganzen Aktion sind die Takakkaw-Fälle, was in Cree sowas wie "wunderschön" heißt und durchaus zutrifft. Das Wasser fällt hier über 250 Meter in die Tiefe, schon aus einiger Entfernung hat man den Eindruck, es würde wieder Regnen, nur dass das Wasser diesmal von vorne kommt. Das kombiniert mit einem ziemlich kalten Wind beschleunigt die Schritte der wenigen Touristen.

Hatte ich gerade was von 'wenige Touristen' gesagt? OK, nehme ich sofort zurück. Die Attraktionen hier sind ungeschickterweise alle per Bus zu erreichen. Das bedeutet, die ältere Hälfte der japanischen Busladung baut sich der Reihe nach am Aussichtspunkt auf und lässt sich von der Reiseführerin ablichten, Fließbandabfertigung.

Die jüngere Hälfte lässt sich von Zäunen und Schildern wie "bitte Wege nicht verlassen" nicht weiter irritieren und stellt sich gleich direkt auf die Sehenswürdigkeit.

So braucht es schon eine gehörige Portion Geduld, bis Buspause und Wolkenlücke gleichzeitig auftreten, um die Natural Bridge ordentlich auf ein Bild zu bekommen.

Ähnliches gilt für den benachbarten Emerald Lake. Da besteht die Kunst allerdings darin, den See ohne die Armada Touristen-Kanus zu erwischen. Wobei das an sich ja schon eine Attraktion sein kann: als ungefähr 10 Kanus und Ruderboote gleichzeitig versuchen, nach Ablauf der 20 Minuten Mietdauer wieder am Steg anzulegen, entwickelt sich das zu einer Mischung aus Auto-Scooter und Trafalgar. Dass da nicht ein paar Leute ertrunken sind, ist ein Wunder. Ich habe mich jedenfalls königlich amüsiert.

Doch zurück zur eigentlichen Hauptsache, der Natur. Dass es hier in der Gegend sicher 10 Seen gibt, die Smaragd-See getauft wurden, liegt an den feinen Sedimenten, die aus den umliegenden Gletschern in diese Seen gespült werden und dafür sorgen, dass nur der türkise Teil des Sonnenlichts reflektiert wird. Und wenn man sich die Mühe macht, ein paar Schritte zu Fuß (für Bus-Touristen undenkbar) um den See herumzuwandern, kann man die Natur auch in Ruhe genießen.

Auf dem Weg zum nächster Nationalpark auf der Liste, Jasper, könnte man es mit Miss Sophie halten: "same procedure as every park, James". Unten der türkise Peyto Lake, oben auf der Aussichtsplattform am Bow Summit die Busladung, im Hintergrund Wolken und öfter mal Regen.

Abseits der asphaltierten Hauptroute führt ein Wanderweg durch blühende Bergwiesen. Besonders der Indian Paintbrush (Indianer-Pinsel) ist für die leuchtendsten Farbtupfer in diesem bunten Teppich verantwortlich.

Oder wie wäre es mit dem Blick auf tosende Wassermassen im Mistaya Canyon (20 Minuten Fußweg von der Straße - Bussicher)?

Dann hätten wir da den Parkplatz des Icefield Centre am Athabasca-Gletscher ...

... und was die lieben Touristen heute zu sehen bekommen. 

Selbstverständlich lässt man sich von so ein paar Wolken nicht abhalten und bucht für 40 DM eine Fahrt mit dem Allrad-Gletscherbus mittenrein in die Suppe. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich hätte behauptet, nicht in einem kanadischen Nationalpark sondern in der rush-hour in einer Metro-Station in Tokio zu stehen. Schon ein Stockwerk tiefer ist der Spuk allerdings vorbei. Hier gibt es nur ein Museum, also nichts, vor das man sich stellen könnte - knips - hihihi. Ich suche schleunigst das Weite in Form der Athabasca Falls (und liefere mir diesmal ein Rennen mit einer Busladung Holländer um den besten Foto-Punkt).

Die Berge hüllen sich weiter in Wolken, also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Blumenpracht zu bewundern. Das komplette Flussbett ist mit Fireweed gefüllt, soweit das Auge reicht.

In Jasper und Umgebung hat es sich dann wieder richtig eingeregnet. Trotz eines Warte-Tages hört das Getröpfel auf meinem Camper-Dach nicht auf. Also verlasse ich Jasper, ohne Whistlers, Maligne Lake usw. gesehen zu haben. Beim nächsten mal ....