Amerikareise 2001 - Kapitel 28: Luftnummer(n)

Es war einmal ein leicht regnerischer Freitag Ende Juli. Uwe hatte den Autopiloten eingeschaltet und war in Gedanken weit weg vom eintönigen Highway. Im Radio erzählen sie was über erste Verkehrsbehinderungen wegen der Air Show, die in Fort St. John in 2 Stunden anfängt und empfehlen Ausweichstrecken. Fort St. John? Da bin ich in einer halben Stunde! Noch ein Blick auf die Karte - ja, richtig. Das sollte ich mir doch eigentlich nicht entgehen lassen. Ungeplante Programmpunkte sind doch sowieso die Besten. So stehe ich kurze Zeit später auf einer Wiese, die Dank der Regenfälle der letzten Tage mehr an einen Sumpf erinnert, jetzt aber als Parkplatz fungiert.

Drinnen ist das halbe Vorfeld mit allem möglichem fliegenden Gerät vollgeparkt. Von Cessnas über den aktuellen Kampfjet der kanadischen Air Force CF18 bis zu Veteranen aus dem 2. Weltkrieg findet sich so ziemlich alles, was fliegen kann. Hier jagen sich eine P-51 Mustang, eine F-4U Corsair und eine P-40 Warhawk. 

Da immer mal wieder ein Gewitter vorbeikommt, halten sich die Vorführungen in der Luft allerdings stark in Grenzen und überzeugen mich davon, noch einen Tag hier zu bleiben. Das schließt eine kostenlose Vorführung von "Wie kriege ich mein Auto aus dem Schlamm?" ein, mit einigen hundert Komparsen und nicht selten mit den Hauptdarstellern der Abschleppwagen von Tundra Towing und den schiebenden Parkeinweisern. Vor allem die Angeber-Pickups ohne Allradantrieb sehen ziemlich alt aus, wenn leichtere Pkw an ihnen vorbeiziehen.

Als ich am Morgen um 8 Uhr einen Blick aus dem Fenster werfe sehe ich - nichts, beschlagen. Nachdem ich die Scheibe geöffnet habe, wird es aber nicht besser. Dichter Nebel ist doch genau das richtige für einen Flugtag! Erstaunlicherweise lichtet er sich aber pünktlich zum Start der Vorführungen. Eröffnet wird das Ganze von zwei Fallschirmen mit den Nationalflaggen der USA und Kanadas, dann folgen einige Kunststückchen der Sky Hawks, Fallschirmspringer der Kanadischen Streitkräfte.

Als nächstes sind Amis vom Air Combat Command Westcoast dran, die eine ihrer A10 vorführen, einem der Hauptakteure im Golfkrieg. Sie simulieren einen Bombenabwurf, was von einem Pyro-Team neben der Landebahn optisch und akustisch imitiert wird - das macht was her!

Der Schirm im Vordergrund bekämpft übrigens nicht mehr Regentropfen sondern Sonnenstrahlen. Es ist brutal warm und obwohl ich öfter mal in den Schatten fliehe (wo man dummerweise keine Flieger mehr sieht) und trotz Sonnencreme habe ich bis zum Abend einen gehörigen Sonnenbrand geerntet.

Zwischendurch wird direkt vor unserer Nase ein imaginärer Verletzter von einem CH-146 Griffon geborgen. Das hat man zwar irgendwie im Fernsehen schon mal gesehen, aber so live und in Farbe ...

Hier fliegt Jim Hrymack eine Pitt's S1S aus den 40er Jahren. Mir sagt das nix, aber es soll ja Experten geben, die da was damit anfangen können. Alle anderen versuchen derweil, sich Abkühlung zu verschaffen. Am angenehmsten geht das natürlich mit einem Eis der Geschmacksrichtung "Chewing gum".

Derweil ist die Hauptattraktion des Tages eingetroffen.

Die Snowbirds, die Showtruppe der 431 (AD) Squadron der kanadischen Luftwaffe, hat ihren ersten Auftritt nach längerer Zwangspause wegen eines Unfalls. Und Präzision zeigen sie tatsächlich nicht nur beim Parken, sondern auch in der Luft. Unterwegs sind da Fliegerchen vom Typ Canadair CT 114-Tutor.

Umweltschutz hin, Sicherheitsbedenken her, die Vorführung ist ein einmaliges Erlebnis! Zu schade, das es das bei uns nicht mehr zu sehen gibt.