Amerikareise 2001 - Kapitel 34: Von Sieger-Rhabarber und Schlammschlachten 

Als eingeborener Monnemer bin ich seit frühester Jugend ein regelmäßiger Besucher der Ami-Meß' (offiziell: Deutsch-Amerikanisches Volksfest). Als ich in Delta Junction Hinweisschilder zur Deltana County Fair lese, versteht es sich von selbst, dass ich da mal reinschauen muss, um unsere Kopie mit dem Original zu vergleichen. Da wir in Alaska sind, herrscht an Parkplätzen kein Mangel, die Einheimischen benehmen sich bei dem plötzlichen dichten Verkehr allerdings wie in der ersten Fahrstunde.

An der Kasse bekomme ich für 6 $ als Eintrittskarte einen bunten Stempel auf den Handrücken. Das Festgelände ist riesig, man kann sich tatsächlich beinahe verlaufen. Gleich links sind diverse Fahrgeschäfte und Buden aufgebaut, alles ziemlich altmodisch und komplett auf kleine Kinder abgestellt. Die Idee mit dem Gefängnis (rechts vorn) kenne ich schon aus Mannheim. Daneben findet sich ein Ausstellungsgelände, wo örtliche Händler ihre Waren anpreisen (das, was bei uns der Maimarkt ist). Wo bei uns Rasenmäher oder Gartenteiche ausgestellt werden, finden sich hier eben Schneefräsen, Klein-Traktoren (ATV) mit Schneepflugvorsatz und Schneemobile.

Schräg gegenüber ist eine Bühne aufgebaut. Der Baby-Wettbewerb ist schon rum, ich werde Zeuge des Talentwettbewerbs. Ein Paar mit Folk-Musik und eine Britney Spears-Kopie liefern tatsächlich beachtliche Auftritte. Trotzdem warte ich nicht auf den "Schnellster Papa Windelwechsel-Wettkampf", sondern gehe weiter zur Ausstellungshalle. Da sind die Sieger verschiedener Wettbewerbe ausgestellt.

Hier im Bild die Sieger der Kategorie "Gemüse": Rhabarber, Gurken, Kohlköpfe, Kartoffeln und andere Erzeugnisse stolzer Kleingärtner. Wem das Grünzeug nicht gelungen ist, kann es aber auch mit hausgemachtem Gebäck oder der Marmelade nach Geheimrezept probieren. Schulkinder oder andere nicht-Hausfrauen versuchen sich mit Bastelarbeiten, diversen Kunstobjekten oder Fotos, wie der glückliche Gewinner des zweiten Platzes:

Die alte Brücke in Heidelberg - darauf war ich mitten in Alaska nicht gefasst! Rodeo, Viehauktion und Bierzelt schräg dahinter sind verwaist, da war gestern was los. Richtig die Post geht allerdings im Wald auf der Schlammpiste ab.

Zunächst darf der Nachwuchs auf ATVs (All Terrain Vehicles) ran.

Die Kleinsten kommen kaum mit den Füßen an die Pedale. Das hätte mir damals sicher auch wahnsinnigen Spaß gemacht - aber in Deutschland gibt es dummerweise Gesetze, die das verhindern.

Dann zeigen die 15- bis 18jährigen, was sie aus einem Schneemobil rausholen können. Die Geschwindigkeit erinnert mich mehr an ein Dragsterrennen mit Düsentriebwerken. Sehr erstaunt nehme ich zur Kenntnis, wie schnell diese Teile werden, dass Schneemobile nicht nur was für den Schnee sind und dass diese Schlammschlacht keine reine Männersache ist. 

Anschließend sind die Großen dran. Die pflügen den Schlamm mit allem was fährt, Krach macht und qualmt, vom Pickup ohne Allradantrieb bis zum spezialisierten Buggy. Auf zwei parallelen Pisten mit Starterampel und Lichtschranken gilt es, den Schlammparcours möglichst schnell zu durchpflügen.

Im Bild links ist das Fahrerlager zu sehen, rechts der Turm des Ansagers (dummerweise haben die Lautsprecher nicht funktioniert, sodass ihn niemand hören konnte) und dahinter die Zuschauertribünen. Besonders schnell unterwegs ist das Dinomobil. Der Dino auf der Ladefläche hat übrigens gemütlich auf einem Campingstuhl platzgenommen.

Da es das ganze Wochenende geregnet hatte, war die Piste sozusagen natürlicherweise in einem hervorragenden Zustand - zumindest für den unbeteiligten Beobachter, der sich über spritzenden Schlamm freut.

Falls doch mal einer der Rennteilnehmer stecken blieb, wurde dieses Gefährt bemüht:

In den Pausen zwischen den einzelnen Durchgängen wird mal schnell nach dem Luftfilter gesehen...

...das Auto beinahe abgefackelt...

...oder in voller Montur am Verpflegungsstand ein Hamburger konsumiert.

Das bring auch mich auf die Idee, meinem Magen etwas gutes zu tun. Die Verpflegungsbuden auf der anderen Seite des Walds sehen aus wie gemauerte Reihengaragen ohne Tor. Ich gönne mir am Stand der Republikanischen Partei eine Rentierbratwurst im Doddelbrötchen und eine Dose pop (pop = Sammelbegriff für kohlesäurehaltige Erfrischungsgetränke). Derweil geht die Schlammschlacht munter weiter...