Amerikareise 2001 - Kapitel 36: Fotosafari in Alaska

Seit Fairbanks bin ich sozusagen auf dem Rückweg nach Süden. Irgendwie kann ich mich noch nicht so recht damit abfinden, hilft aber nix. Auf dem Parks Highway zeigen sich am Horizont einige schneebedeckte Gipfel, aber die Wolken sind bereits auf dem Vormarsch. Obwohl die Reiseführer unisono warnen, man müsste im Denali Nationalpark alles weit im Voraus buchen, bekomme ich problemlos einen Platz im Bus für den nächsten Tag. Um dem (dieses Jahr wohl etwas ausbleibenden) Ansturm gerecht zu werden, sind auf der Straße durch den Park Privatautos nämlich verboten, man muss eine Busfahrt buchen.

So stehe ich also pünktlich um halb sieben (morgens!!) mit ziemlich kleinen Augen an der Bushaltestelle, beladen mit Klamotten und diversem Essbaren, man muss ja vorbereitet sein. Erfreut nehme ich zur Kenntnis, dass alle Japaner in den Toklat-Bus kommandiert werden, dort drehen auch die kommerziellen Touren um. Die Individualtouristen haben eine Haltestelle weiter bis Eielson gebucht.

Trifft man als einer dieser besagten Touristen später auf der Reise auf einen anderen ebensolchen, spielt sich üblicherweise ein Dialog ab wie in der Sparkassen-Werbung: "mein Auto, mein Haus, mein Boot" usw. Man listet sorgfältig auf, welche und wie viele Tiere man im Lauf der Fahrt so gesehen hat - für Waidmänner vielleicht am treffendsten mit "virtueller Strecke" beschrieben. Getreu dieser Tradition zeige ich Euch jetzt mit voll Stolz geschwellter Brust, was mir so vor die Linse kam.

Mutter und Junior Grizzly-Bär waren sicher eine Viertelstunde auf der Straße unterwegs, immer gemütlich vor unserem Bus hertrottend. Außer dieser kurzen Besprechung ("Schau mal Mama, heute haben wir einen Stau mit 5 Bussen geschafft!") haben sie uns dabei leider überwiegend nur ihr Hinterteil gezeigt. Insgesamt stehen sieben Bären auf der Liste, dummerweise meistens recht weit entfernt und deshalb nicht sehr fototauglich.

In diese Rubrik gehört auch das obige Foto. Wie von Brann, unserer Busfahrerin (eigentlich aus Tennessee), so zutreffend beschrieben, wird hier gerade ein Elch von einem (!) Wolf eingekreist. Leider weiter unten im Flussbett, wo man als Businsasse nicht hinkommt. Damit Ihr ihn leichter finden könnt, habe ich meinerseits den Wolf eingekreist...

Bei den Karibus habe ich ziemlich schnell aufgehört zu zählen, die treten in Mengen auf. Als nächstes stehen Ptarmigans (Schneehühner, die aus dem Kapitel 32) und Dall Sheep (Dickhornschafe?) auf der Liste, ohne Foto. Wo schon das mit den Wölfen nix war, hat sich wenigstens ein Fuchs in Position gestellt.

Nach etwa vier Stunden Schlagloch-Rütteltour im Bus, allerdings mit diversen Pausen und Fotostops, sind wir am Ziel, dem Eielson Visitor Center. Von hier aus hat man (selten) einen schönen Blick auf den Namensgeber des Nationalparks, den mit 6194 Metern höchsten Berg Amerikas. Bei Bergsteigern ist er gefürchtet, da er sich "sein eigenes Wetter macht" - auch wenn es rundrum wunderschön ist, hüllt er sich meist in Wolken. Ich hatte also kein Glück und habe keinen der 30 Tage im Jahr erwischt, an denen der Gipfel zu sehen ist. Damit die armen Touristen was zum knipsen haben, zeigen die Klebestreifen am Fenster, wo man ihn sehen würde, wenn man ihn sehen könnte.

Der Berg, hier meist nur "the mountain" genannt, heißt übrigens offiziell Mount McKinley, nach einem damaligen Senator aus Ohio, der nie in Alaska war und auch sonst nix damit zu tun hat. Die einheimischen Weißen (und lange vor ihnen die Indianer) haben sich schon immer dagegen gewehrt und ihn Denali genannt. Tom, der Busfahrer auf dem Rückweg, benutzt einen guten Kompromiss: immer, wenn der Berg nicht zu sehen ist und man sich ärgert, heißt er McKinley. Wenn man ihn sehen kann und eine positive Erinnerung behält, heißt er Denali.

Wenn schon kein eigenes Bild, dann vielleicht aus der Konserve? Diese Briefmarke mit nettem Weihnachtsstempel zeigt, dass die amerikanische Post das mit dem Namen noch nicht so hinbekommt.

Während also schon beim Blick in die Ferne keine Freude aufkommt, muss ich eben vor mich auf den Boden sehen: die Bergwiese blüht wunderschön (Archiv Heike sagt: Monks Hood/Blauer Eisenhut links, Groundsel/Kreuzkraut rechts).

Weil Amis ja grundsätzlich Verbotsschilder ignorieren, haben es die Park-Ranger an der Infotafel mal anders probiert.

Für den Rückweg sieht das Drehbuch noch den Auftritt eines Hoary Marmot (Murmeltier) vor, das sich brav von allen Seiten zeigt und geduldig murmelt, bis alle Touristen ihr Foto geschossen haben.

Zurück am Park Headquarter komme ich gerade rechtzeitig zur Vorführung der Schlittenhunde und der anschließenden Fütterung. Beluga lässt keinen Zweifel daran, was jetzt gleich kommt ...

... während der Nachwuchs (32 Tage alt) noch jederzeit die Tankstelle Mama anzapfen kann und deshalb seine Zeit mit spielen verbringt. Wenn sie sich nicht gerade von den zahlreichen Touristen streicheln lassen müssen.

Für den Rückweg zum Parkeingang empfiehlt die Broschüre einen Wanderweg durch den Wald. Um Bären abzuschrecken, soll man in Gruppen gehen und sich laut unterhalten oder anderweitig Lärm machen. Da ich keine Gruppe engagiert habe und mir gerade nix anderes einfällt, wandere ich also trällernd durch die Einsamkeit Alaskas - wenn mir nur die dritte Strophe von "Märkische Heide" einfallen würde! Wahrscheinlich habe ich damit nicht nur Bären verscheucht. Immerhin konnten die Pilze nicht weglaufen :-)