Amerikareise 2001 - Special (64): Die Missionen in Kalifornien


(18) San Luís Rey de Francia, gegr. 13. Juni 1798

Schon beim ersten groben Blick auf eine Karte Kaliforniens fällt auf, dass es hier jede Menge Städte gibt, die nach Heiligen benannt sind: San Diego, San Francisco, Santa Barbara usw. Das hat einen einfachen Grund: sie alle entwickelten sich aus Missionen der Franziskanermönche.


(18) San Luís Rey de Francia, gegr. 13. Juni 1798

In der Mitte des 18. Jahrhunderts war Kalifornien nur von verschiedenen kleinen Gruppen Eingeborener bewohnt. Als Jäger und Sammler lebten sie von Früchten und Fisch. Von Alaska kommend erkundeten russische Pelzhändler die Küste und richteten erste Handelsposten ein. Als auch noch britische und französische Schiffe die Küste erforschten, befürchteten die Spanier weitere Konkurrenz und beschlossen, "Alta California" zu besetzen.

João Rodriguez Cabrillo, ein Portugiese in Diensten der Spanier hatte bereits am 28. September 1542 eine Bucht entdeckt und sie nach dem Namenspatron des Tages "San Miguel" genannt. Zu dieser Bucht wurden nun zwei Schiffe und zwei Landexpeditionen entsandt. Unter dem Kommando von Gaspar de Portolá ging die San Antonio am 11. April 1769 in der Bucht vor Anker, die inzwischen San Diego genannt wurde. Die Soldaten begannen, einen Militär- und Verwaltungssitz zu bauen, ein sogenanntes Presidio Gleichzeitig begannen die Mönche des Franziskanerordens unter Leitung von Bruder Junípero Serra (Bild) damit, daneben eine Mission zu errichten.

Geboren am 24. November 1713 in Petra auf Mallorca kam Serra im Dezember 1749 nach Amerika, wo er zunächst in Mexico City lebte. Bis zu seinem Tod am 28. September 1784 gründete er außer San Diego de Alcalá weitere acht der insgesamt 21 Missionen, die die Franziskaner in Kalifornien insgesamt bis 1833 errichteten (die Nummern in Klammer geben an, als wievielte die jeweilige Mission gegründet wurde). Baja California (heute Bundesstaaten von Mexiko) hatten die Dominikaner und die Jesuiten unter sich aufgeteilt, Alta California bekamen die Franziskaner.


(1) San Diego de Alcalá, gegr. 16. Juli 1769

Die Spanische Regierung hatte vor, das Land durch viele wohlhabende Siedlungen für die Krone zu sichern. Die Mönche wollten die Ureinwohner in christliche Gemeinschaften einbinden. So entstanden entlang einer camino real (Königsweg) genannten Straße im Abstand einer Tagesreise Landwirtschaftliche Gemeinschaften.


(11) La Purisima Concepción, gegr. 8. Dezember 1787

Neben der obligatorischen Kirche und den Wohnräumen für Mönche und Soldaten entstanden Werkstätten für Schmiede und Zimmerleute, Bäcker und andere Handwerker. Etwa die Hälfte der Indianer war bereit, in den Missionen zu leben und zu lernen, wie man Getreide pflanzt und Vieh züchtet, Brot bäckt und Wein kultiviert.


(11) La Purisima Concepción, gegr. 8. Dezember 1787

Während zahlreiche Indianer an den Krankheiten der Europäer (vor allem Tuberkulose, Masern, Windpocken, Syphillis und Diphterie) starben, wurden immer neue Heiden bekehrt, die Spanier brachten auch viele indianische Einwohner aus Mexiko nach Kalifornien. Heute ist nur noch eine dieser Missionen in ihrer vollen Größe erhalten bzw. wieder aufgebaut, La Purisima Concepción in der Nähe von Lompoc, 250 km nördlich von Los Angeles.


(11) La Purisima Concepción, gegr. 8. Dezember 1787

1821 wird Mexiko von Spanien unabhängig. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Militär, das Nachschub und billige Arbeiter braucht und den Missionaren, die sich um das Wohlergehen der Ureinwohner sorgen, führen 1834 zur Säkularisation, der Staat nimmt den Franziskanern ihren Besitz und verteilt das Land in Auktionen als Ranchos an koloniale Großgrundbesitzer. Kalifornien versinkt politisch und wirtschaftlich im Chaos.


(7) San Juan de Capistrano, gegr. 1. November 1776

1850 wird Kalifornien Staat der USA. Waren die Indianer zuvor spanische und dann mexikanische Staatsbürger, verlieren sie in den USA die Staatsbürgerschaft. Bis in die 1920er werden sie als regierungsfeindlich angesehen und dürfen ganz legal gejagt und getötet werden. Zusammen mit Krankheiten und Hungerkatastrophen ist das das Ende der Ureinwohner. In den 1860ern werden die Missionen an die katholische Kirche zurückgegeben, nicht aber der umliegende Landbesitz. Viele Missionen verfallen, dieses Bild zeigt die Mission in Carmel, wie sie 1884 aussah.


(2) San Carlos Borroméo de Carmel, gegr. 3. Juni 1770

In den letzten Jahrzehntenen wurden fast alle Missionen restauriert, zwei von ihnen gehören wieder den Franziskanern, zwei weitere wurden zu State Parks erklärt. Alle können inzwischen gegen eine "freiwillige Spende" von 2 oder 4 $ besichtigt werden, in vielen Missionen sind kleine Museen eingerichtet.


(2) San Carlos Borroméo de Carmel, gegr. 3. Juni 1770

Etwa zehn der insgesamt 21 Missionen habe ich im Laufe meiner Reise abgeklappert und teilweise wunderschöne Fotos geschossen. Ungewöhnlich finde ich, dass fast alle Kirchen den Altar Richtung Westen gebaut haben, genau anders herum wie alle nennenswerten Dome in Europa. Praktische Auswirkung: die Schokoladenseite der Kirche ist fotofeindlich meistens im Schatten. Aber auch bei einem Blick nach innen fallen einem manche eigenartige Details auf, wie z.B. dieses Glockenrad oder der kunstvoll geschnitzte Beichtstuhl.

  

Besonders begeistert hat mich Santa Ines. Da haben Mutter und Tochter gerade für einen Gottesdienst geübt, als ich vom Innenhof in die Kirche kam. Noch heute erinnere ich mich an diesen Eindruck von der wunderschön gestalteten Kirche und diesen Stimmen, als wäre es gestern gewesen.


(19) Santa Inés, gegr. 17. September 1804

Perfektes Gegenteil dazu war Santa Barbara. Die wunderschön gelegene Anlage ist einfach zu nahe an Los Angeles und zu einfach mit Bussen zu erreichen. Während ich also gerade das Areal umrunde und mir überlege, ob ich den Brunnen irgendwann mal ohne haufenweise Touristen knipsen kann, höre ich hinter mir: "oooch, Düü heesst ööch Hoiggo??" Das reicht mir, vielen Dank und nix wie weg.


(10) Santa Barbara, gegr. 4. Dezember 1786

Die Flucht reicht allerdings nur bis zur Hecke neben dem Parkplatz. Die ist nämlich nicht stachelig-undurchsichtig wie bei uns, sondern dick mit wunderschönen Blüten gespickt.

Ein eigenartiges Gefühl ist es, wenn ich in Carmel einen Umhang ausgestellt sehe, den Papst Johannes Paul II bei seinem Besuch im September 1987 getragen hatte und mich daran zurück erinnere, dass ich im Juni 1987 auch schon mal hier vorbei gekommen bin.


(6) San Francisco de Asisi, gegr. 9. Oktober 1776