Amerikareise 2001 - Kapitel 23: Alles fast echt

Kanada kann ja nicht gerade auf eine extrem lange Geschichte zurückblicken. Umso intensiver sind die Bemühungen, sie zu dokumentieren. So mache ich mich also auf den Weg zum Calgary Heritage Park. Auf dem Parkplatz angekommen bin ich irgendwie in die Proben für "Weltuntergang II" geraten, zumindest wirft es grade reichlich mit Hagelkörnern. So schaue ich mir also aus meinem trockenen Auto heraus eine Mami mit zwei Kindern an, die vergeblich versucht, sich, ihren Nachwuchs und den Kinderwagen trocken ins Auto zu verfrachten. Als die Luft wieder rein ist, schaue ich mir die Sache mal näher an.

Diese Canadian Pacific Railroad Lokomotive wurde 1905 in Montreal gebaut. Ungeschickterweise wurde sie 1964 auf Diesel umgestellt, was den Gesamteindruck doch ein klein Wenig verfälscht. Außerdem hat man solche Loks ja schon in diversen Museen gesehen. Massiv überrascht bin ich dann allerdings von diesem Ungetüm:

Der Bedarf an überdimensionalen Schneepflügen scheint mir in Deutschland etwas geringer zu sein. Gleicher Zweck, andere Technologie*: Wo der Schnee zu hoch wird oder die Trasse zu schmal ist, wird gefräst.

Quer über die Straße vom Bahnhof findet sich der Original-Nachbau eines Hotels der damaligen Zeit. In der Eingangshalle grüßt der Elch (erinnert mich an diesen Spielfilm, wo immer von "Kuh an Wand" die Rede war ...).

Nebenan verkaufen sie tatsächlich echtes Eis, nicht diesen Soft-Schlabberkram wie üblich. Das muss ich doch gleich ausnutzen ...

 

Schräg über die Straße findet sich das nachempfundene Büro einer Versicherungsagentur (1908). Besonders die Schreibmaschine finde ich lustig. Bei uns schlagen die Typen ja immer von unten nach oben, hier kommen sie von oben. Ich hätte ja zu gerne mal was getippt.

Im Airdie House (anno 1906) steht in der Küche die fortschrittlichste Technologie, die damals auf dem Markt war: Heißwasserversorgung direkt aus der Leitung.

Dann haben wir natürlich auch noch ein nachgebautes Hudson's Bay Company Fort und jede Menge Attraktionen aus der Zeit, aber das war zugegebenermaßen im Fort William besser dargestellt. Da bleibt mir also nur noch, den unvermeidlichen original-kitschigen Gift Shop zu räubern ...

So lasse ich Calgary und die Zivilisation (vierspurige Straßen, Internet-Cafés usw.) erstmal hinter mir, um Natur pur zu genießen ...

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* in Skagway, Alaska